Sonja Bäumel – Metabodies

2_sonja-baeumel_expanded-se,

Am 1. August 2013 wird die neue Ausstellung „Projekt Genesis – Synthetische Biologie“ im Ars Electronica Center eröffnet. Eines der Projekte, die an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft sitzen, ist „Metabodies“ von Sonja Bäumel (AT). Wir haben uns mit ihr auf ein Gespräch getroffen.


Sonja Bäumel mit Expanded Self

Sonja Bäumel arbeitet seit 4 Jahren mit WissenschaftlerInnen zusammen, kommt ursprünglich aus dem Mode- und Designbereich, und arbeitet an der Schnittstelle zwischen Mode, Design, Kunst und Wissenschaft, vor allem in ihrem Spezialgebiet Hautbakterien. Im Zuge ihrer Tätigkeit hat sie 5 Wochen im Ars Electronica Futurelab und im BioLab des Ars Electronica Centers verbracht, um an dem Projekt zu arbeiten, das bei Projekt Genesis – Synthetische Biologie, das Leben aus dem Labor zu sehen sein wird.

“In der Mode hat mich schon immer die Fläche um den Körper sehr interessiert. 2008 habe ich meine Masterarbeit in Holland verfasst, in der es um die Fragestellung ging “Könnten wir die Hautbakterien, die sowieso auf unserer Haut existieren, dazu nutzen, um ein offenes, lebendes System auf unserer Haut zu schaffen? Das war der Startpunkt für meine Arbeit, ich habe in Holland verschiedene WissenschaftlerInnen getroffen, das war sehr spannend. Eine der erste Personen war ein Wissenschaftler, der sich seit über 30 Jahren mit der Bekämpfung von Bakterien beschäftigt und überrascht war, wie positiv ich ihnen gegenüber eingestellt bin und dass er mir Literatur zu dem Thema besorgen wird. Das war der erste Moment, wo ich gesehen habe: Ok, da öffnet sich etwas.”


Im Biolab des Ars Electronica Center

Sonja Bäumel hat dann immer öfter die Möglichkeit bekommen, in Labors zu arbeiten, die Materie, die sie fasziniert, wachsen zu sehen, Praktika zu absolvieren, um so möglichst viel über Hautbakterien zu erfahren. In dieser Zeit eignete sie sich das Handwerk an, die Tools, um in diesem Bereich tätig zu werden, wobei sie stets darauf bedacht war, nicht zu weit in die Wissenschaft vorzudringen, ihre Perspektive bleibt die der Künstlerin.

In dem Projekt Metabodies, das (unter anderem) als Videoinstallation Teil der neuen Ausstellung im Ars Electronica Center wird, beobachtet, wie sich Bakterien, die sich zu unterschiedlichen Zeiten auf der Haut befinden, im Lauf der Zeit entwickeln. Dazu hat sie 2 ProbandInnen gebeten, jeweils einen Handabruck in einer entsprechend vorbereiteten Petrischale zu hinterlassen, und zwar jeweils nach sportlicher Betätigung, nach Sex, und nach dem Duschen. Über den Zeitraum von 8 Tagen hat Sonja Bäumel die Abdrücke stündlich fotografiert und so den Entwicklungsprozess dokumentiert, in “Projekt Genesis” bekommt man so eine guten Einblick in die Welt der Hautbakterien und wie sie in verschiedenen Umgebungen zurechtkommen.

Jeder Körper verfügt über eine eigene Membran, die ihn schützt und hilft, in seiner natürlichen Umgebung besser zurecht zu kommen. Doch wie wäre es, wenn man diese Membran und dessen Sprache erkannte und interpretierte? “Wie würde unsere Interaktion ändern, wenn ich mich lokal anpassen könnte? Würde soziale Integration stattfinden, wenn ich mich äußerlich anpassen kann? Ich möchte auch System “Zweite Haut”, also Mode, hinterfragen, was alles mit Bakterien möglich wäre? Stoffe auf unserer Haut könnten Informationen an äußere Schichten weitergeben, die sich der Umgebung entsprechend anpassen.”

Eine Grundlage für “Metabodies” ist Quorum Sensing. Damit ist eine niederschwellige Kommunikation zwischen Bakterien gemeint, die mittels chemischer Reaktionen untereinander die Anzahl an Bakterien in einer bestimmten Umgebung feststellen können und ihr “Verhalten” entsprechend adaptieren. Ist eine ausreichend große Anzahl an Bakterien vorhanden, können sie beispielsweise Proteine bilden, die es Tintenfischen ermöglichen, ihr Lichtorgan zum Leuchten zu bringen, um nicht von ihren natürlichen Jägern gefunden zu werden.


Einer der Handabrücke, man sieht sehr gut, wie der natürliche Bakterienfilm der Haut aussieht.

„Das Projekt Metabodies erforscht die chemische Kommunikation von Hautbakterien. Könnten wir die Kommunikation auf unserer Haut in unterschiedlichen Gegebenheiten sichtbar machen?

Für den menschlichen Alltag ist Quorum Sensing insofern interessant, als dass man bei entsprechendem Wissen und entsprechender Programmierung die Bakterien in Verbindung mit Mode für individuelle Farbänderungen oder beispielsweise individuelle Anpassungen an verschiedene Temperaturzonen einsetzen könnte und somit das Verhalten, wie wir Kleidung verwenden, durchaus fundamental beeinflussen könnte.“

Dieses Projekt künstlerischen Forschens konzentriert sich auf das menschliche Mikrobiom sowie auf die sich ständig verändernde Wahrnehmung dessen, woraus unser Körper besteht. Das Wissen darüber, wer wir sind, wird uns eine Vorstellung davon verleihen, wohin dieses neue Verständnis führen könnte.

Genau in diesem Bereich wird Sonja Bäumel auch in den nächsten Jahren weiterforschen. Einen Zwischenstand gibts bei Projekt Genesis in Form von “Metabodies” zu sehen.

,