Ein Roboter erobert das All

kirobo aufmacher (C toyota),

Ein kleiner Schritt für ihn, ein großer Schritt für die Roboterwelt. Am 4. August 2013 wächst die Crew der Internationalen Raumstation ISS um ein neues Mitglied. Und zwar ein robotisches, das auf den Namen Kirobo hört und nur 34 Zentimeter groß ist. Seine Mission: Mit den Astronauten plaudern. Ihnen moralische Stütze sein. Martina Mara vom Ars Electronica Futurelab hat Kirobos Erschaffer Tomotaka Takahashi in Tokio getroffen. Auf ein Plauderstündchen.


Fotocredit Toyota

Martina Mara: Tomotaka, Sie haben den Kirobo entworfen. Am 4. August wird dieser Roboterastronaut eine unbemannte Rakete besteigen, die ihn zur ISS bringt. Was wird der kleine Roboter denn dort oben machen?

Tomotaka Takahashi: Er wird sich unterhalten! Das ist sein Zweck. Aber zuerst wird er auf seinen Partner warten, auf den japanischen Astronauten Koichi Wakata, der im Spätherbst 2013 auf der ISS ankommen soll. Kirobo ist darauf programmiert, Wakatas Gesicht wiederzuerkennen. Und er wird all ihre gemeinsamen Gespräche aufzeichnen.

Wie sind Sie denn überhaupt auf die Idee gekommen, einen Humanoiden in den Weltraum zu schicken?

An einem Abend habe ich mit einem Kollegen von der Kommunikationsagentur Dentsu Bier in einer Bar getrunken, wir haben über dies und das geredet. Der legendäre Astro Boy hat uns inspiriert und plötzlich sind wir voller Enthusiasmus auf diese Idee gekommen.


Fotocredit Toyota

Eine utopische Idee ist eine Sache, ich wette, dass die Umsetzung eine ganz andere ist …

Auf jeden Fall. Für mich war sehr schnell klar, dass wir nicht auf öffentliche Gelder warten können. Wir waren auf starke Partner aus der Wirtschaft angewiesen, um diesen ambitionierten Plan zu realisieren. Nur durch die Zusammenarbeit mit Toyota, Dentsu und dem japanischen Weltraumprogramm JAXA ist dieses Projekt schließlich möglich geworden.

Was für Tests waren notwendig, ehe Kirobo in der Rakete Platz nehmen konnte?

Wir haben viele Sicherheits- und Schwerelosigkeitstests durchgeführt. Kirobo muss ja gut in schwerelosen Umgebungen zurechtkommen.

Wieso glauben Sie, dass dieses Projekt für die Robotik-Community so wichtig ist?

Wenn ein Kommunikationsroboter Menschen im Weltall begleitet, dann ist das ein ganz entscheidender Moment für Mensch-Roboter-Beziehungen. Viele Personen können diese Aktion nun mitverfolgen und dabei persönliche Zukunftsszenarien einer freundschaftlichen Ko-Existenz von Mensch und Maschine entwickeln.

Sie sprechen von einer neuen Roboter-Ära, auf die wir zusteuern. Wie stellen Sie sich Mensch-Roboter-Interaktionen in der Gesellschaft der Zukunft vor? Welche Aufgaben werden Roboter denn erfüllen?

Ich glaube nicht, dass sie unser Geschirr waschen oder andere physische Hausarbeiten erledigen werden. Ich stelle mir eher vor, dass sie unsere persönlichen Kommunikations-Assistenten sind. Sie könnten uns helfen, mit dem wachsenen Pool an digitaler Information umzugehen und sie könnten uns als gemeinsame Schnittstelle zur Steuerung all unserer technologischen Gerätschaften dienen, von der Klima- bis hin zur Alarmanlage. Ich persönlich denke ja, dass das iPhone in 15 Jahren wie ein kleiner, menschenähnlicher Roboter aussehen wird.

Was ist das Besondere daran, einen menschenähnlichen Roboter anstelle eines Smartphones oder einer Fernbedienung zu verwenden?

Für uns Menschen macht es Sinn, mit Robotern zu sprechen, sogar laut mit ihnen zu reden. Mit einer kleinen Box zu sprechen kann sich dagegen allerdings etwas blöd anfühlen. Wir sind in der Lage, Roboter als etwas Lebendiges zu betrachten, mit ihnen unsere alltäglichen Gespräche zu führen oder ihnen einfach schnell zuzurufen, welche Temperatur wir gerade im Schlafzimmer bevorzugen oder welche Fernsehsendung für uns aufgezeichnet werden soll.

Einige Robotor-Entwickler, allen voran ihr guter Freund Hiroshi Ishiguro, versuchen ja Roboter zu erschaffen, die Menschen so perfekt wie nur möglich imitieren, sowohl optisch, als auch in ihrem Verhalten. Laut dem Uncanny-Valley-Phänomen empfinden viele Menschen solche Androiden allerdings eher als unheimlich. Im Gegensatz dazu haben die Schöpfungen aus Ihrem Studio typischerweise einen stylischen, eleganten oder putzigen Look …

Ich schätze alle möglichen Zugänge zu diesem Thema, aber ich persönlich möchte Roboter als Roboter gestalten. Wir Menschen lieben auch Maschinen, wenn sie gut entworfen sind. Zum Beispiel würde ich definitiv ein schönes Auto, das eben wie ein Auto aussieht, einem Fahrzeug vorziehen, das wie ein Pferd geformt ist.

Jetzt wo Kirobo als erster Kommunikationsroboter im Orbit viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird, wollen Sie ihn weiterentwickeln? Was sind denn Ihre Pläne für die Zukunft?

Nun, ich würde gerne mit Unternehmen wie Apple oder Google zusammenarbeiten, um etwas Großes zu schaffen. Einen Kommunikationsroboter, den viele Menschen einsetzen können, etwas, das mehr ist als ein Spielzeug. Vielleicht könnten wir ja am iPhone 9 arbeiten, das dann in Form eines kleinen humanoiden Roboters auf den Markt kommt (lacht).

Vielen Dank für das Gespräch!


Tomotaka Takahashi / Fotocredit Martina Mara

Links:

Kirobo’s website: http://kibo-robo.jp/

Kirobo’s YouTube channel: http://www.youtube.com/user/KiboRobotProject

Robo Garage by Tomotaka Takahashi: http://www.robo-garage.com/

International Space Station ISS: http://www.esa.int/Our_Activities/Human_Spaceflight/International_Space_Station