Buddha on the Beach

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Long Live – Jui-Chung Yao

Rasch aufeinander folgende Veränderungen bestimmen unseren Alltag. Das Virtuelle kollidiert ständig mit dem Realen, Chaos beherrscht alles. Wir Menschen des digitalen Zeitalters leben mit einer Überfülle an Informationen, die wir nicht mehr richtig zu verarbeiten wissen. Wir wissen alles und sind dennoch verloren. Doch mögen wir auch in einem Albtraum stecken, stehen uns darin doch großartige Möglichkeiten offen.

Dieses widersprüchliche Lebensgefühl prägt die Arbeiten vieler Gegenwartskünstlerinnen und -künstler in Taiwan. Die Ausstellung Buddha on the Beach ist eine Sammelpräsentation beim Ars Electronica Festival 2014 und zeigt taiwanesische Installationen, Liveperformances und visuelle Arbeiten, die dieses Thema aufgreifen.

Wir konnten bereits jetzt mit I-Wei Li und Pierre Bongiovanni, den Kuratoren dieser Ausstellung, sprechen und sie fragen, warum Buddha eigentlich am Strand ist und was das mit den Arbeiten taiwanesischer Künstlerinnen und Künstler zu tun hat.

Eine vollständige Liste aller ausgestellten Arbeiten zu Buddha on the Beach finden Sie hier: https://ars.electronica.art/c/buddha-on-the-beach/

Realm of Reverberation – Chieh-Jen Chen

Hallo I-Wei und Pierre! Was hat es mit dem Titel „Buddha on the Beach“ auf sich?

I-Wei Li: Zunächst einmal ist der Titel eine Hommage an Philip Glass‚ Meisterwerk „Einstein on the Beach„. Für uns ist dieses Stück auch heute noch absolut revolutionär und wichtig. Wir haben den Titel aber auch noch aus einem anderen Grund gewählt. Wir sind wegen der vielen Krisen in der Welt besorgt. Das ist, glaube ich, für jeden nachvollziehbar. In letzter Zeit herrschen viele verschiedene Arten von Krisen, wie Tsunamis, die Havarie der Costa Concordia und eine ungeheure Anzahl illegaler Einwanderungen. Diese Dinge passieren alle am, oder in der Nähe von Wasser. Ein Strand ist also, in gewisser Art und Weise, ein sehr kritischer Ort für Konfrontationen, Konflikte und Spannungen. Die interessante Frage dabei ist aber, „warum ist Buddha am Strand?“ In Krisenzeiten suchen die Menschen vermehrt Halt bei Gott, beziehungsweise bei Buddha. Wenn Buddha am Strand wäre, würde er dann aber versuchen die Welt zu retten, um uns zu helfen, oder wäre er dort, um Urlaub zu machen, weil er zu müde ist und eine kleine Pause machen möchte. Wir haben also den Titel gewählt, um einerseits nach der aktuellen Situation in der Welt und andererseits nach unserem Umgang mit den verschiedenen Krisen in der Welt zu fragen.

Smashing Karaoke vs. Brass Band – Dawang Huang

Wie kam es zur Konzeption der Ausstellung?

I-Wei Li: In dieser Ausstellung geht es nicht nur um Taiwan. Ich denke, dass alle Arbeiten, die wir ausgewählt haben – und da sind wir sehr stolz, das sagen zu können – einen internationalen Bezug haben und von aktuellen Themen aus der ganzen Welt handeln. Wir haben uns dazu entschieden mit Ars Electronica zu arbeiten, weil dieses Festival eine sehr wichtige Plattform ist. Uns ist bei der Konzeption der Ausstellung nämlich wichtig, dass wir durch die Ausstellung einen Dialog finden, um die Probleme in der Welt auf globaler Ebene anzugehen. Das ist uns sehr wichtig.

Hand – Chieh-Wen Lin

Was haben die unterschiedlichen Projekte von „Buddha on the Beach“ gemeinsam?

Pierre Bongiovanni: Gemeinsam haben sie, dass sie sich alle die Frage, „wie wird die Zukunft aussehen“, stellen. Zum Beispiel gibt es in der Ausstellung ein Kunstwerk mit Holz und ein weiteres Kunstwerk als Videospiel. Da stellt man sich die Frage, warum diese Werke in einer gemeinsamen Ausstellung zu sehen sind, weil sie weder die gleiche Kultur, noch den gleichen Hintergrund haben. Aber sie haben gemeinsam, dass sie über unsere Zukunft nachdenken. Die Zukunft ist die Globalisierung und nun stellt sich die Frage, was wir damit anfangen können. Es ist die gleiche Frage für dich, für mich, für Europäer, für Amerikaner, für reiche Leute, für arme Leute, einfach für jeden: „Was können wir für unsere Zukunft machen?“

Smile Buddha – Yi-Ping Hung

Was werden die Highlights der Ausstellung sein?

I-Wei Li:  Für mich ist alles ein Highlight, weil es zwischen den Arbeiten eine enge Verbindung gibt. Das wird man auch in der Ausstellungskonzeption sehen, wenn man sich unsere Ausstellung im September ansieht. Es ist also nicht so, dass ich ein paar Werke aussuchen könnte und diese als Meisterwerke bezeichnen würde. Ich denke es ist wichtig, dass man die Ausstellung als Gesamtbild erlebt. Dieses Mal konnten wir, meiner Meinung nach, wirklich die Grenzen brechen. Zum Beispiel mischen wir zeitgenössische Kunst mit neuen Medien mit Kunst von Aborigines. All diese unterschiedlichen Werke sind Teil einer Ausstellung. Es ist also besser sich einen Überblick über alle Werke zu verschaffen.

Pierre Bongiovanni: Jedes Kunstwerk hat seine eigene Sichtweise auf die momentane Situation in der Welt, denn auch in Krisenzeiten kann man nicht nur eine einzige Sichtweise haben. Man muss das alles aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten und überlegen, was alles möglich wäre. Bei dem Verweis auf Buddha geht es auch darum, denn Buddha lebt nicht nur in einer Welt. Er lebt in sechs verschiedenen Welten und jeden Tag zieht man von einer Welt in die andere. Eine Welt ist die Tierwelt, eine andere die paradiesische, wieder eine die wilde Welt, und so weiter. In dieser Ausstellung ist es genauso.

Three States of the World – I-Ming Lin

Buddha on the Beach ist auf mehrere Festival-Schauplätze in der FestivalCity verteilt…

I Wei Li: Genau, die Ausstellung ist an verschiedenen außergewöhnlichen Orten in der FestivalCity. Was auch sehr wichtig ist, denn so stellt man sich die Frage, „warum ist diese Arbeit in einer Kirche“ oder „warum ist diese Videoinstallation in einer Schule“,… Wir haben die unterschiedlichen Locations bei der Konzeption der Ausstellung auf jeden Fall miteinbezogen.

 YI – Chao Tsai Chiu

Schizophrenia Taiwan 2.0”, eure Ausstellung letztes Jahr, tourte nach dem Ars Electronica Festival in unterschiedlichen Städten. Wird auch Buddha on the Beach um die Welt touren?

I Wei Li: Wir planen eine Tour durch Europa und Südamerika, aber nicht mehr ausschließlich mit taiwanesischen Künstlerinnen und Künstlern. Wir wollen mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern aus den unterschiedlichsten Ländern in Dialog treten und mit ihnen die Beziehung zwischen Kunst und Krise thematisieren. Das ist ein neuer Ansatz der Ausstellung.

Pierre Bongiovanni: Ja, wir planen die nächste Ausstellung und wir wollen unseren Fokus erweitern. Wir bereiten eine internationale Veranstaltung vor, die aber das gleiche Thema, wie Buddha on the Beach, behandelt. Dazu müssen wir unser Netzwerk erweitern. Wir wollen ein neues, größeres Team zusammenstellen. Daher sind wir sehr daran interessiert neue Leute kennen zu lernen, die auch über die Beziehung zwischen Kunst und globalen Krisen nachdenken wollen. Also jeder, der daran interessiert ist, kann uns während des Ars Electronica Festival besuchen, um mit uns in Kontakt zu treten.

Kuratorin I-Wei Li

Lassen auch Sie sich von der taiwanesischen Kunst inspirieren und kommen Sie zwischen 4. und 8. September zum Ars Electronica Festival 2014. Buddha on the Beach wird in der FestivalCity, im Mariendom und dem Akademischen Gymnasium Linz, und dem LENTOS Kunstmuseum Linz stationiert sein.

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