MEGA bei TOTAL RECALL – The Evolution of Memory

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Auf dem Ars Electronica Festival 2013 zeigte MEGA – Museum of Electronic Games & Art mit Ludic Memento im Rahmen des Festivalthemas Total Recall erstmalig eine Ausstellung, die auf vielfältige Weise die Erinnerungen der Besucher(innen) stimulierte und nostalgische Gefühle weckte, aber auch Anregungen für den Umgang mit dem digitalen Gedächtnis gab. Die Besucher(innen) konnten in vier Themenbereiche individuell eintauchen oder wurden in Führungen durch den Ausstellungs-Parcour geleitet.

Die Zeitreise begann mit dem allerersten Videospiel Tennis for Two von 1958. Das Spiel vermittelte den Charme des heute vergessenen Analogcomputers mit deutlichem Klicken und Klacken der Relais in Form einer spannenden Tennissimulation, die nebenbei die Flugbahn und den Bodenabprall des Balles physikalisch korrekt und obendrein in Echtzeit berechnet.

Auf der gegenüberliegenden Seite der breiten Ausstellungsfläche in der Tabakfabrik Linz befanden sich die sogenannten Re-Mediationen. Spiele wurden hier gezielt einem Medienwandel unterzogen oder neu interpretiert. Die Veränderung der Interaktion stand dabei im Vordergrund der Betrachtung. Von Tennis for Two konnte eine Kinect-Version ausprobiert werden und der Benutzer erfuhr, wie er selbst zum Controller wurde, während er zuvor einen solchen in der Hand halten musste. Gegenübergestellt wurden auch die Komplettserie von Nintendo‘s Game & Watch, in Österreich auch als tricOtronic bekannt, und drei weiteren Re-Mediationen: Vermin, Ball und A day of Ball. Die originalen und lauffähig großartig in Szene gesetzten 61 Game & Watch sorgten für große Emotionen. Auch die gegenübergestellten Re-Mediationen Vermin, eine studentische Installation, die mittels zweier Projektoren am Boden und mit einer echten Schaufel spielbar war, und Ball konnten Besucher(inne)n die geniale Einfachheit dieser Spiele wieder ins Gedächtnis rufen und waren vor allem für die jüngeren Besucher(innen) ein echtes Highlight.

Neben den Re-Mediationen wurden an insgesamt vier Leinwänden bekannte Klassiker als Emulatoren präsentiert. Während die Interaktion unverändert blieb, erlebten Besucher(innen) durch das Fehlen der zugehörigen Datenträger einen Verlust an Haptik oder aber Einschränkungen in Klang und Grafik, aufgrund der Probleme bei der Entwicklung von Emulatoren. Allerdings wurden diese Details nur von Experten entlarvt.

Interessierte Besucher konnten in der „Digital Library“ das Konzept einer digitalen Bibliothek ausprobieren. Zwischen vier Stationen, ebenfalls mit bekannten Klassikern aus der Computergeschichte bestückt, befand sich ein Expertenpult, an dem Besucher(innen) einen MEGA Experten zu einem Spiel aus der eigenen Erinnerung befragen konnte. Der Experte suchte dann das Spiel im Archiv und übertrug es auf originale Datenträger, die der Besucher/die Besucherin am Originalsystem ausprobieren konnte.

Ergänzend zur Digital Library konnte eine Cartridge Library bestaunt werden, die als Installation 200 verschiedene und längst obsolete Datenträger zeigte. So manche(r) fühlte sich angesichts der Module und Disketten um zwanzig Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt, auf der Suche nach bekannten Medien und Inhalten wurden jedoch viele fündig. Mancher Besucher(in) fragte sich, wie man auf diese Inhalte wohl heute zugreifen könne und lernte, dass die präsentierten Datenträger sich noch heute auslesen lassen, ähnlich einem Schuhkarton mit Urlaubsbildern, den man unter dem Bett hervorholt. Die Bilder sind vielleicht staubig und haben an Farbkraft verloren, sind aber dennoch alle erhalten. Auch nach 50 Jahren sei also das Auslesen beispielsweise eines Atari Modules noch problemlos möglich.

Das letzte Exponat der Zeitreise durch die Ausstellung Ludic Memento war die Installation Digital Oblivion. Auf antiquierter Technik stellte ein komplexes Netzwerk aus diversen Rechnern ein zusammenhängendes bewegtes Bild auf mehreren Schirmen dar, das die Geschichte von den ersten Computern über die allerersten Netzwerke und Mailboxen hin zu den Anfängen des Internet mit Mosaic Browser und Google Beta und schließlich zur heutigen Zeit darstellte, letztendlich mündend in Fehlermeldungen und Ausfällen der Server aller großen und bekannten Anbieter. Digital Oblivion ist ein Mahnmal das zeigt, wie fragil, flüchtig und unnahbar digitale Netzwerke und Cloud-Inhalte sind.