Fragmente zu Imagination – Ars Electronica in Regensburg

(28.09. – 04.11.2012, Grafiksaal der Ostdeutschen Galerie Regensburg, Deutschland)

Bereits zum zweiten Mal ist die Ars Electronica zu Gast bei der Donumenta in Regensburg: War bei der damaligen Schau im Jahr 2006 die Auseinandersetzung mit „Bytes & Bodies“ und dem Körper als maßgebliches Interaktions- und Kommunikationsmedium der Inhalt der Auseinandersetzung, so versucht diese Ausstellung heuer auf poetische Art und Weise künstlerische Praktiken zu untersuchen, die mit Fragmenten aus unserer digitalen Kultur arbeiten. Als Ausstellungsort wird der Grafiksaal der Ostdeutschen Galerie in Regensburg umgebaut.

www.donumenta.de

 

Fragmente zur Imagination

Eine Ars Electronica Ausstellung bei der donumenta Regensburg 2012

„Die Individuen brauchen das kulturelle Gebot, um Zugang zu Ihrer Lust zu finden. Gehemmt sind sie selber.“ Robert Pfaller / Wofür es sich zu leben lohnt

 

Ein Fragment als ein Teil eines Ganzen, ein Bruchteil dessen wofür es steht und wohin es gehört. Fragmente stehen für etwas Größeres, etwas Ganzes, das mehr oder weniger erahnbar ist. Fragmente haben die besondere Eigenschaft, dass sie auf etwas hinweisen, ohne dass Sie verraten, wie im Detail die Vervollständigung aussieht. Es gibt keine physische Vervollkommnung von Fragmenten, ein Fragment kann zwar in sich vollkommen sein, vermittelt jedoch immer eine Unvollkommenheit. Und ein Fragment stimuliert und regt die Imaginationskraft der BetrachterInnen an und es erleichtert den Zugang zu neuen und unbegrenzt vielen Vorstellungsmöglichkeiten.

Bei offenen Kunstwerken im Sinne von Umberto Eco sind Fragmente künstlerischer Äußerungen von entscheidender Wichtigkeit für die prozessuale künstlerische Arbeit.

„In dieser Poetik des Andeutens setzt das Werk sich bewusst als offen gegenüber der freien Reaktion des Lesers (Betrachters). Ein Werk, das nimmt bei jeder Interpretation das in sich auf, was der Leser (Betrachter) an emotiven und imaginativen Elementen  dazu bringt.“ Umberto Eco / Das Offene Kunstwerk

Künstlerische Fragmente werden mit Geschichten und Bedeutungen aufgeladen. So auch in dieser Ausstellung, die mit kurzen Filmsequenzen, Schatten von Personen und Gegenständen aus dem Alltag arbeitet. Ein besonderes Merkmal wird auf Fragmente gelegt, die jeweils im Kontext der Arbeit den eigentlichen Informationsgehalt darstellen, jedoch basierend auf der Art und Weise der Zusammensetzung erst das magische Moment des Kunstwerkes entfachen lassen.

So auch die Arbeit „algorithmic search for love“ des österreichischen Künstlers Julian Palacz: Der Künstler erstellte eine immens umfangreiche Datenbank an Filmen und programmierte eine Suchmaschine, die das absichtlich willkürliche Zusammentreffen von Szenen/Personen/Darstellungen – basierend auf der Eingabe eines ausgewählten Begriffs durch das Publikum – zeigt. Die vielfältigen Bedeutungs- und Interpretationsmöglichkeiten eines Begriffes werden durch die fragmentarische Reihung der Filmsequenzen generiert.

Ähnlich dazu kann das Projekt „The Tenth Sentiment“ des japanischen Künstlers  Ryota Kuwakubo gesehen werden. Hier ermöglichen die Schatten von Alltagsgegenständen, ausgelöst durch eine mit Lichtern ausgestattete und sich bewegende Lokomotive, den Zugang zur Magie einer Alltagswelt und verlocken in imaginäre neue Welten. Die verzerrte Schattenwelt lässt uns so eine Präsenz einer phantastischen Landschaft außerhalb unserer fokussierten Sicht erahnen.

Das Projekt “Shadowgram” des Ars Electronica Futurelab ermöglicht Momentaufnahmen von Personen. Silhouetten werden als Miniatur-Aufkleber ausgedruckt und anschließend auf eine „Landkarte“ aufgeklebt. Das Publikum ist eingeladen nicht nur seinen eigenen Schatten zu produzieren, sondern auch Informationen zu hinterlassen, die sie in Form von Sprechblasen ihrem eigenen ausgedruckten Schatten beigeben können.

Diese drei Projekte bilden ein Basiskonstrukt zur Auseinandersetzung mit Vorstellungswelten und Bildern in uns, die aufgrund der unterschiedlichen Verwendung von Fragmenten in künstlerischen Arbeiten und Prozessen entstehen. Es gibt natürlich eine Unmenge von künstlerischen Arbeiten, die in dieser Weise arbeiten und die Vervollständigung der Werke den BetrachterInnen selbst übergeben (natürlich nur wenn das Publikum dies zulässt und stimuliert werden möchte). Gerade diese drei Projekte zeigen jedoch eine Unterschiedlichkeit in der Herangehensweise und Verwendung von unterschiedlichen elektronischen Medien und die besondere Kraft der Medienkunst, imaginäre Welten zu evozieren.